Samstag, 17. September 2016

Buchbesprechung: "Von der Liebe"



Ivo Ledergerber
Waldgut Verlag CH 8500 Frauenfeld
ISBN 978-3-03740-112-5



Ich mag Gedichte.
Ich mag Gedichte, wenn sie in schön gearbeiteten Büchern aufscheinen.
Ich mag Gedichte, wenn sie von der Liebe sprechen.
Ich mag Gedichte, wenn sie den Vollmond beschwören.
Ich mag Gedichte, wenn sie in einem schmalen Band wir dem vorliegenden verlegt werden.
Dann kann es schon einmal sein, dass ich mir denke, da gibt es irgendwo in der Schweiz einen Verlag, der Gedichte im Handpressendruck und Fadenheftung herausgibt, der sich mit Sorgfalt der Umschlaggestaltung widmet, dann könnte es schon einmal sein, dass ich bei einem oder anderem Gedicht ein Auge zudrücke.
Aber, wenn ich den Gedichtband von Ivo Ledergerber aus dem Waldgut Verlag in der Hand habe, dann ist meine Zufriedenheit vollkommen. Da stören keine Satzfehler, da stören keine blöden, unnötigen Grafiken am Umschlag, da ist einerseits das vollendete, gut gemachte Gedicht, und anderseits eine handwerkliche Gestaltung, die man heute suchen muss. Glücklich ein Dichter, der für seine Gedichte einen Verlag findet, der mit solcher Sorgfalt und Respekt vor dem Text an die Arbeit geht.

Da ist nun die Einführung schon länger geworden, als die gesamte Rezension?
Nein, liebe Leser! Es ist noch nicht zu Ende. Da warten Köstlichkeiten und auch die eine oder andere Kostbarkeit auf dich! Wenn beispielsweise genau im ersten Gedicht der Torso als die Leere die großen der Gesten der Peinlichkeit entlarvt. Oder wenn in den folgenden, vielen Liebesgedichte jede Peinlichkeit ausgeklammert ist. Oder, Ist es nicht peinlich, wenn sich ältere Menschen ihre Liebe gestehen? Ist es nicht peinlich, wenn das Clementinengefühl am Gaumen Gewöhnliches hinterlässt, weil es keine Mandarine war?
Ist es nicht peinlich, wenn dir gesagt wird, dass du bald alt, aber immer noch schön bist, besonders, wenn du entspannt liegst? Nein, das ist nicht peinlich, das ist schön!

Kann man von den wollenen Strümpfen schreiben und den scheußlichen Röcken, den weißen Socken, Lachsdessous, wenn man schon älter ist , als es unsere Eltern waren?

Man kann alles, wie sagte schon Erich Fried: Es ist, was es ist, sagte die Liebe!

„Anzurufen
hat keinen Sinn,
sie ist nicht dort.
Wo soll nun hin,
dass ich sie liebe,
sie hat keinen Anrufbeantworter,
aber jetzt, genau jetzt,
möchte ich ihr sagen
ich mag dich sehr,
ich muss es ihr sagen,
genau jetzt!“

Ich könnte noch Vieles zitieren, doch soll das Büchlein ja gelesen, gekauft werden. Ich werde daher keine weiteren Beispiele mehr geben, ich möchte aufmerksam machen, lieber Leser, da gibt es etwas, das es so eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Natürlich, es gibt moderne Lyrik, auch moderne Liebeslyrik, sogar „modernere“, aber verzeihen Sie, es ist schön, so gute und im besten Sinne „altmodische“ Gedichte voll Farben, Ausdruck und Können zu lesen.
Ivo Ledergerber, Schweizer, Autor vieler Bücher, studierte Theologie, Deutsche Literatur und Erziehungswissenschaften und arbeitete auch als Mittelschullehrer. Ein vielsprachiger Autor mit Kontakten zu Dichtern in Mazedonien, dem Kosovo, Albanien, Italien, den Maghreb, Spanien, Frankreich und Polen vielleicht auch bald zu Österreich, wenn dieser Gedichtband auch hierzulande seine begeisterten Leser finden wird.



Hans Bäck

Europa Literaturkreis Kapfenberg



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen