von Insa Segebade
Mozart ist Weihnachten. An diese einfache Formel
aus Kindertagen musste ich denken, als ich irgendwann im vergangenen Herbst
Mozarts "Prager Symphonie" hörte. Es war in einer dieser romanischen
Kirchen mit runder Apsis, langgezogenem Hauptschiff und zwei Seitenarmen mit
Wänden aus Klosterformatsteinen und Muschelkalk, in der ich das Konzert schon
einmal gehört hatte. Damals, vor mehr als zwanzig Jahren stand eine große
Tanne, wahrscheinlich war es doch eine Fichte, links neben der Kanzel. Die Spitze
reichte bis zum Kreuzgewölbe des Chors hinauf. Strohsterne, im
Kindergottesdienst gebastelt, rote Äpfel, bunte Glaskugeln und weiße Kerzen
schmückten die Zweige. Es war der zweite Weihnachtstag, und es war kalt. Ich
saß zwischen meinen Eltern auf diesen unbequemen Kirchenbänken mit den
senkrechten Rückenlehnen und wünschte, das Konzert möge endlich beginnen. Umso
eher wäre ich wieder zu Hause. Und dann, nachdem der Dirigent endlich seinen
Taktstock gehoben hatte, verging die Zeit schneller, als ich zu hoffen gewagt
hatte. Es waren die dynamischen Wechsel vom forte zum piano - laut und leise,
mit meinem damaligen Vokabular ausgedrückt -, die mir besonders in Erinnerung
geblieben sind und die eingeworfenen Bläsersätze im andante, feierlich, ernst,
zugleich düster und unheimlich. Wie Stimmen, deren Ursprung nicht im Diesseits
liegt. So etwas Schönes konnte es natürlich nur zu Weihnachten geben. Mozart -
das war in Kindertagen fortan ein zusätzlicher Grund, sich auf Weihnachten zu
freuen.
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